Julia Breil

18 August, 2020

Pro-S-Pack: Streit um PFAS

Aktuell berichten verschiedene Medien unter Berufung auf eine neue UBA-Studie, beschichtete Kaffeebecher enthielten die giftige Substanz PFAS. Pro-S-Pack wehrt sich gegen die Vorwürfe und spricht von irreführenden Aussagen des Umweltbundes sowie der Deutschen Umwelthilfe.

Anfang Juli 2020 veröffentlichte das Umweltbundesamt (UBA) eine Pressemitteilung, in der über eine nachweislich zu hohe PFAS-Konzentration im Blut von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 17 Jahren berichtet wird. Dabei handelt es sich um chemische Substanzen – per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) –, die toxisch wirken und vom Körper nur langsam abgebaut werden. Die Studie warnt daher vor einer zu hohen Aufnahme der schädlichen Substanzen, die laut UBA-Pressemitteilung „zum Beispiel in der Beschichtung von Kaffeebechern“ aufgrund ihrer fett-, wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften verwendet würden.

Ohne jede Grundlage

Gegen diese Behauptung wehrt sich nun die Arbeitsgemeinschaft für Serviceverpackungen Pro-S-Pack in einer Pressemitteilung vom 27. Juli. Darin heißt es: „Diese Meldungen entbehren jeder Grundlage.“ Denn die UBA-Studie mit dem Titel „Per- and polyfluoroalkyl substances in blood plasma – Results of the German Environmental Survey for children and adolescents 2014-2017 (GerES V)” behandle das Thema Kaffeebecher gar nicht, vielmehr würde dort lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass beschichtete Papierverpackungen PFAS enthalten können. „Eine neue Studie über PFAS in Kaffeebechern hat das UBA, anders als in Medien und von Umweltverbänden berichtet, aber überhaupt nicht durchgeführt“, verkünden die Verpackungs-Lobbyisten.

Stattdessen wird in der Pressemitteilung nachdrücklich betont: „Die Becherproduzenten innerhalb der Pro-S-Pack, die den größten Teil des deutschen Marktes beliefern, setzten PFAS nicht ein. Warum sollten sie auch? Der Vorteil des Einwegbechers gegenüber Mehrwegbehältnissen ist ja gerade seine Überlegenheit in Punkto Hygiene und sein Schutz vor Bakterien, Viren und Giftstoffen, was sich gerade in der Covid-19 Pandemie als wichtig herausgestellt hat. PFAS-haltige Becher haben auf dem Markt nichts zu suchen.“

Streitpunkt

Die oben vom UBA zitierte Aussage, PFAS sei zum Beispiel in beschichteten Kaffeebechern enthalten, sei falsch, argumentiert Pro-S-Pack weiter, denn das erwecke den Eindruck, besagte Becher würden generell PFAS enthalten, was nicht der Wahrheit entspreche. Darüber hinaus erhebt das Unternehmen den Vorwurf: „Aus wissenschaftlicher Sicht ist es unangebracht, eine Studie zum Thema Gesundheit von Kindern und Jugendlichen manipulativ mit dem Thema Coffee-to-Go zu verknüpfen, wenn es dafür gar keine Anhaltspunkte gibt.“ Wörtlich heißt es in der Pro-S-Pack-Pressemitteilung auf die Frage, wie das UBA eine Verbindung zwischen den Blutwerten der Kinder und den besagten kaffeebechern ziehen könne, weiterhin: „Dafür braucht man in der Tat Fantasie, zumal Kinder noch gar keinen Kaffee trinken.“

Grundsätzlich zählt das UBA in seine Pressemitteilung von Anfang Juli neben beschichteten Kaffeebechern, die vermeintlich PFAS enthalten, auch Outdoorjacken oder Löschschäume auf und sagt: „Da PFAS in sehr vielen Produkten verwendet werden, ist es nicht einfach, den Kontakt mit diesen Chemikalien zu vermeiden. Verbraucherinnen und Verbraucher können beispielsweise auf in beschichteten Kartons aufbewahrte Lebensmittel verzichten. Auch schmutzabweisende Textilien wie Teppiche oder Vorhänge tragen zur Belastung bei.“ Kinder würden die schädlichen Substanzen bereits über die Muttermilch aufnehmen. Die GerES-V-Ergebnisse (The German Environmental Survey on Children and Adolescents-Studie) haben dem UBA zufolge gezeigt, dass gestillte Kinder höher mit PFAS belastet sind als nicht gestillte Kinder.

Pro-S-Pack bedauert zudem, dass sich auch die Deutsche Umwelthilfe auf die Aussagen des UBA über den PFAS-Gehalt in Kaffeebechern berufe, statt sich durch Rückversicherungen beim eigenen Unternehmen oder bei einem anderen Becherproduzenten zu informieren.