Julia Breil

18 Februar, 2021

Dehoga-Umfrage: „Völlig inakzeptabel“

Die Verzweiflung über den anhaltenden Lockdown ohne Öffnungsperspektive für das Gastgewerbe wächst – ein Großteil der Gastronomen und Hoteliers pocht laut einer Dehoga-Umfrage auf eine Öffnung vor Ostern. Für Empörung in der Branche sorgte auch die pauschale Absage des Osterurlaubs durch den sächsischen Ministerpräsidenten.

83,6 Prozent der Außer-Haus-Betriebe fordern eine Öffnung vor Ostern. 40,5 Prozent der Betriebe sprechen sich für eine Öffnung zeitgleich mit dem Handel, möglicherweise am 7. März, aus, während 43,1 Prozent für eine Öffnung rechtzeitig vor Ostern, zum Beispiel am 25. März, plädieren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband) in der Zeit vom 12. bis 14. Februar 2021 zur wirtschaftlichen Lage im Gastgewerbe durchgeführt hat. Demnach betrug der Umsatzverlust im Januar 2021 im Vergleich zum Vorjahr 78,0 Prozent.

„Ende Februar sind wir schon wieder vier Monate geschlossen“, erklärt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Die Verzweiflung und die existenziellen Sorgen in der Branche seien dementsprechend groß, zumal die Auszahlung der versprochenen November- und Dezemberhilfen vielerorts immer noch auf sich warten lassen. Laut dem Bundesverband hätten erst 63,5 Prozent der Betriebe die kompletten Novemberhilfen erhalten. Bei den Dezemberhilfen seien es sogar nur 23,3 Prozent. Größere Unternehmen könnten noch nicht einmal einen Antrag stellen, berichtet Zöllick. So verwundere es nicht, dass immer noch 63,9 Prozent der Betriebe um ihre Existenz bangen und sogar jedes vierte Unternehmen (24,8 Prozent) konkret eine Betriebsaufgabe in Erwägung ziehe, kritisiert der Präsident.

Ein Schlag ins Gesicht

In dieser Situation sorgen Vorstöße des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer zum Osterurlaub für massive Empörung in der Branche, betont Guido Zöllick: „Die pauschale Absage des Osterurlaubs ist völlig inakzeptabel und ein erneuter Schlag ins Gesicht der Branche. Die Politik hat die Aufgabe, das Infektionsgeschehen laufend zu analysieren und zu beurteilen, was gesundheitspolitisch geboten ist. Die Infektionszahlen sinken seit Wochen und so haben Gastronomie und Hotellerie die nachvollziehbare Erwartung, eine Öffnungsperspektive zu erhalten.“

Am 3. März findet die nächste Sitzung der Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen mit der Bundeskanzlerin statt. Spätestens dann müsse es laut dem Dehoga-Präsidenten einen konkreten Fahrplan geben, wann, wie und unter welchen Voraussetzungen die Betriebe wieder Gäste empfangen dürften. „Wir leben in einem Rechtsstaat und ich erwarte, dass die Politik alles dafür tut, dass die Betriebe keinen Tag länger geschlossen bleiben als dies gesundheitspolitisch notwendig ist“, fordert Guido Zöllick. Dafür seien die politisch Verantwortlichen aufgerufen, das Impftempo zu beschleunigen und flächendeckend kostenfreie Schnelltests zur Verfügung zu stellen. Zudem habe die andauernde Schließung der Gastronomiebetriebe weitreichende Auswirkungen auch auf die Branchenpartner und Lieferanten, erinnert Zöllick: „Brauereien, Getränkehersteller, Food-Lieferanten, Fachgroßhandel und die Wäschereien haben ebenso dramatische Einbußen zu verzeichnen.“ Er mahnt: „Es geht um die wirtschaftliche Existenz der Unternehmer und die Rettung hunderttausender Arbeitsplätze. Aber es geht auch um den Erhalt der öffentlichen Wohnzimmer, der Kommunikations- und Begegnungsstätten der Republik.“