Sören Nolte

16 März, 2022

NGG / Dehoga: „Ausbildung wird attraktiver“

Am 1. August 2022 treten neue Ausbildungsordnungen für die dann sieben gastgewerblichen Berufe in Kraft. Dadurch wird die Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie aus Sicht von Dehoga und NGG hochwertiger und vielfältiger.

Mitte März wurden die neuen Ausbildungsordnungen mit den Rahmenplänen für die gastgewerblichen Ausbildungsberufe veröffentlicht, die ab August in Kraft treten. Die Berufsprofile wurden geschärft und attraktiver ausgestaltet, Inhalte modernisiert sowie die Prüfungsstruktur um moderne Prüfungsformen erweitert. Insgesamt wird mehr Wert gelegt auf Digitales, Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit, Ernährungstrends und Teamwork.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband) und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) begrüßen die Veröffentlichung der modernisierten Ausbildungsordnungen als wichtigen Beitrag zu einer hochwertigen und zukunftsfesten Ausbildung im Gastgewerbe. Attraktive Ausbildungsinhalte und Ausbildungsstrukturen seien zentrale Bausteine für Ausbildungsqualität und Fachkräftesicherung, betonen die federführenden Sozialpartner. Die neuen Ausbildungsordnungen sind das Ergebnis intensiver Arbeit der Sachverständigen, die von den Sozialpartnern für das Verfahren benannt wurden. Durch die zentrale Rolle der Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Branche werde eine praxisnahe, aber auch umfassende Ausbildung sichergestellt, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung von Dehoga und NGG.

Die Neuerungen im Überblick

Die Ausbildung im Gastgewerbe wird für alle ab dem 1. August 2022 beginnenden Ausbildungsverhältnisse nach den neuen Ausbildungsrahmenplänen und Prüfungsregelungen durchgeführt. Es stehen dann insgesamt sieben Berufe zur Verfügung. Darunter sind folgende Ausbildungsberufe mit dreijähriger Ausbildungsdauer:

  • Hotelfachmann/Hotelfachfrau
  • Kaufmann/Kauffrau für Hotelmanagement (Weiterentwicklung aus Hotelkaufmann/-frau)
  • Fachmann/Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie (Weiterentwicklung aus Restaurantfachmann/-frau)
  • Fachmann/Fachfrau für Systemgastronomie
  • Koch/Köchin

Hinzu kommen zwei Ausbildungsberufe mit zweijähriger Ausbildungsdauer, die durch die Profilschärfung aus der ehemaligen Fachkraft im Gastgewerbe entstanden sind:

  • Fachkraft für Gastronomie (mit den Schwerpunkten Restaurantservice oder Systemgastronomie)
  • Fachkraft Küche

Der Ausbildungsberuf Fachkraft Küche ist zunächst auf sieben Jahre befristet und wird evaluiert.

Prüfungen angepasst

Die Prüfungen und die Prüfungsanforderungen wurden ebenfalls modernisiert. In allen dreijährigen Ausbildungsberufen ersetzt eine gestreckte Abschlussprüfung in zwei Teilen die bisherige Aufteilung aus Zwischen- und Abschlussprüfung. Außerdem wurden die Prüfungen so gestaltet, dass ein Fortsetzen der Ausbildung nach einem zweijährigen Beruf ebenso möglich ist wie die Zuerkennung eines zweijährigen Abschlusses bei nicht bestandener Abschlussprüfung im dreijährigen Beruf.

Mit der Einführung von Zusatzqualifikationen gibt es erstmals bundesweit ein Angebot über die verpflichtenden Mindestinhalte der Ausbildungsrahmenpläne hinaus. Angehende Köche und Köchinnen können die vegetarische und vegane Küche, Auszubildende in den dreijährigen Gastro- und Hotelberufen die Bereiche Bar und Wein vertiefen. Dadurch wird insbesondere für leistungsstarke und besonders motivierte Auszubildende und deren Ausbildungsbetriebe eine Spezialisierungsmöglichkeit geschaffen.

Chance für die Branche

„Wir machen unsere Ausbildungen noch stärker und wertvoller“, betont Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Das Gastgewerbe sei eine der abwechslungsreichsten, dynamischsten und chancenreichsten Branchen, die versierte und motivierte Fachkräfte brauche. „Mehr denn je ist es wichtig, in die Qualität der Ausbildung zu investieren. Mit dem neuen Regelwerk wird die duale Ausbildung für den Nachwuchs wie für die Betriebe noch attraktiver, arbeitsmarkt-näher und differenzierter. Ausbildung stärken heißt Fachkräfte sichern“, sagt Zöllick.

Aus Sicht von Claudia Tiedge, stellvertretende Vorsitzende der NGG, könnten die neuen Ausbildungsordnungen zu einem echten Neustart der Ausbildung im Hotel- und Gastgewerbe beitragen. „Mit modernen Berufen steigt die Chance, wieder mehr junge Menschen für die Arbeit im Gastgewerbe zu begeistern und damit Auszubildende zu gewinnen“, betont Tiedge. Die Betriebe müssten diese Gelegenheit nutzen und die Ausbildungsqualität von Anfang an steigern. Darüber hinaus brauche es mehr Ausbildungsplätze, denn Ausbildung sichere den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs für die Zukunft. „Als erster Schritt müssen jetzt die betrieblichen Ausbildungspläne für die neuen Auszubildenden überarbeitet werden“, macht Tiedge deutlich.