Ralf Lang

05 April, 2022

Rational AG: Auf Rekordniveau

Im Geschäftsjahr 2021 konnte Rational die Umsatzerlöse um 20 Prozent auf 780 Millionen Euro und die Ebit-Marge auf 20,5 Prozent steigern. Allerdings wird erwartet, dass Materialengpässe das vierte Quartal belasten. Dennoch wirft der Vorstand einen positiven Blick in die Zukunft.

Der Großküchentechnik-Hersteller Rational blickt zufrieden auf das Jahr 2021 zurück, das einen Umsatz von 780 Millionen Euro bescherte. Damit liegt das Landsberger Unternehmen 20 Prozent über dem Vorjahr und nur noch knapp acht Prozent unter dem bisherigen Rekordumsatz von 844 Millionen Euro aus dem Jahr 2019.

Die letztjährigen Umsätze wurden unter anderem durch die erhöhte Nachfrage nach den neuen Geräten iCombi und iVario, durch Nachholinvestitionen, staatliche Unterstützungsprogramme und vorgezogene Bestellungen aufgrund von Materialengpässen positiv beeinflusst. Durch Versorgungsengpässe bei elektronischen Bauteilen konnte der hohe Kundenbedarf nicht komplett gedeckt werden. Hieraus resultierte zum Jahresende 2021 ein offener Auftragsbestand von über 300 Millionen Euro, der durch den hohen Auftragseingang zu Beginn des Jahres 2022 weiter anstieg, teilt das Unternehmen mit.

In allen Regionen stark

Im vergangenen Jahr übertrafen alle Regionen die Vorjahresumsätze deutlich. Besonders stark entwickelte sich Lateinamerika (+47 %), gefolgt von Nordamerika (+25 %) und Deutschland (+22 %). Ebenfalls stark verbesserten sich die Umsätze in Asien mit einem Plus von 20 Prozent. In Europa stiegen die Umsätze um 14 Prozent. Deutschland und Asien konnten 2021 das Vorkrisenniveau bereits wieder leicht übertreffen.

Das iVario verzeichnete 2021 mit einem Wachstum von 18 Prozent Rekordumsätze in Höhe von 81 Millionen Euro. Der iCombi machte mit 20 Prozent Wachstum einen deutlichen Schritt in Richtung Vorkrisenniveau. Hier lagen die Umsätze im vergangenen Jahr bei 698 Millionen Euro.

Ebit über Vorjahresniveau

Dank der gestiegenen Umsatzerlöse verzeichnet Rational für 2021 ein Ergebnis vor Finanzergebnis und Steuern (Ebit) von 160,1 Millionen Euro, das somit deutlich über dem Vorjahr liegt. „Im Vergleich zum Umsatzwachstum sind die operativen Kosten mit elf Prozent unterproportional gestiegen. Diese positiven Effekte sehen wir in der Ebit-Marge“, erklärt Finanzvorstand Jörg Walter. Die Ebit-Marge verbesserte sich um rund vier Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr von 16,4 Prozent auf 20,5 Prozent.

Materialengpässe bremsen Jahresendspurt

Ab September 2021 verschärften sich nach Angaben des Herstellers die weltweiten Versorgungsengpässe. Vor allem bei elektronischen Bauteilen habe sich die Liefersituation zunehmend verschlechtert. Bei gleichzeitigen neuen Höchstwerten beim Auftragseingang habe dies zu längeren Lieferzeiten geführt. Um die Lieferketten und die Produktion so weit wie möglich aufrecht zu erhalten und die Lieferzeiten in den Überseemärkten möglichst schnell wieder auf das gewohnte Rational-Niveau zu bringen, wurde ein Teil der Produkte im letzten Trimester bis auf die fehlenden Komponenten fertiggestellt und an die Überseelager verschickt. „Durch den Versand teilmontierter Geräte überbrücken wir die langen Transportzeiten auf den Frachtrouten. Die elektronischen Bauteile senden wir per Luftfracht nach, sobald diese verfügbar sind. Vor Ort werden die Geräte dann von lokalen Technikern komplettiert“, berichtet der Vorstandsvorsitzende Peter Stadelmann.

Bereits im März erhielt Rational die ersten Lieferungen eines alternativen Technologielieferanten für Prozessoren. Dadurch erwartet der Vorstand eine leichte Entspannung in der nach wie vor herausfordernden Versorgungslage. Allerdings können die Ukrainekrise und die Covid-Pandemie in China die Situation wieder verschärfen. Insgesamt rechnen die Großküchenprofis für das Jahr 2022 mit einer höchst volatilen Lage bei der Materialbeschaffung. Auf diese Herausforderungen reagiert das Unternehmen, soweit dies möglich ist, weiterhin mit frühzeitigen Gegenmaßnahmen.

Die deutlich gestiegenen Materialkosten spiegelten sich im Jahr 2021 in den Margen wider. „In der Regel erhöhen wir die Preise nicht auf breiter Basis, lediglich lokal in Sondersituationen. Aufgrund der erheblichen Kostensteigerungen für Rohstoffe, Vorprodukte und Logistik sahen wir uns jedoch gezwungen, das Preisniveau im Jahr 2021 anzuheben“, erläutert Stadelmann. In den Überseemärkten galten die neuen Preise bereits ab November 2021, in einigen Märkten in Europa greifen sie erst ab 2022.

Mehr Mitarbeiter

Als sozial verantwortungsvolles Unternehmen hatte Rational den Mitarbeiterbestand in der Krise nur geringfügig angepasst. Die verbesserten Marktaussichten und die finanzielle Stärke des Unternehmens erlaubten im Verlauf des Jahres 2021 Neueinstellungen in strategisch wichtigen Bereichen. „Rational ist und bleibt der weltweite Markt- und Technologieführer. Um unser Unternehmen auf die Zukunft auszurichten, investieren wir zunehmend in Softwarespezialisten zum Ausbau unseres digitalen Angebots“, erläutert Finanzvorstand Walter. Zum Bilanzstichtag Ende Dezember 2021 stieg die gruppenweite Zahl der Mitarbeiter auf 2.248.

Herausforderndes Geschäftsjahr 2022

Mit einem Rekordauftragsbestand und 2021 erneut bestätigter sehr hoher Kundenzufriedenheit starten die Landsberger grundsätzlich zuversichtlich in das Jahr 2022. Die Umsätze erwartet das Unternehmen zwischen zehn und 15 Prozent über dem Niveau von 2021. Damit lägen diese über dem Vorkrisenniveau von 2019. Aufgrund der gestiegenen Kosten für Rohstoffe und Komponenten, denen Rational 2022 mit weiteren Preiserhöhungen entgegentritt, wird eine Rohertragsmarge auf Vorjahresniveau erwartet. Durch die unterproportional zum Umsatz steigenden operativen Kosten rechnet das Unternehmen mit einem Ebit-Wachstum leicht über dem Umsatzwachstum und einer Ebit-Marge leicht über dem Vorjahresniveau.

Im kürzlich veröffentlichten Geschäftsbericht weist Rational auch auf die geopolitischen Risiken durch den Konflikt in der Ukraine hin. Der Umsatzanteil in den betroffenen Regionen beträgt rund zwei bis drei Prozent. Falls sich der Konflikt nicht ausweite, sei der Geschäftseinfluss für das Unternehmen darauf beschränkt. „Zuallererst sind wir froh, dass wir unsere Mitarbeiter dort in Sicherheit wissen. Nichtsdestotrotz sehen wir Risiken hinsichtlich der Währungsentwicklung, Logistik und Investitionsbereitschaft der Kunden in diesen Regionen“, schätzt Stadelmann die Lage ein.

Hohe Dividende vorgeschlagen

Vorstand und Aufsichtsrat der Rational AG schlagen der Hauptversammlung am 4. Mai 2022 die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 7,50 Euro je Aktie und einer Sonderdividende in Höhe von 2,50 Euro je Aktie vor. Das entspricht einer Gesamtausschüttung von 113,7 Millionen Euro. „Unsere Aktionäre haben auch in Krisenzeiten zu uns gehalten. Generell streben wir eine Ausschüttungsquote von 70 Prozent des Konzernjahresüberschusses an. Durch die Ausschüttungsquote von 92 Prozent des Konzernjahresüberschusses möchten wir uns bei allen Aktionären bedanken. Hierdurch soll die krisenbedingte Dividendenkürzung des Jahres 2020 teilweise ausgeglichen werden“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Die Hauptversammlung 2022 wird erneut virtuell ohne persönliche Teilnahme von Aktionären durchgeführt.

rl