Julia Breil

07 Oktober, 2022

Dehoga Bundesverband: Keine Entspannung

Die Existenzängste in der Gastronomie sind nach einer kurzen wirtschaftlichen Erholung während der Sommermonate erneut präsent: Die inflationsbedingten Preissteigerungen für Energie und Lebensmittel drohen für die Branche zum dritten Verlustjahr in Folge zu führen, wie eine aktuelle Umfrage des Dehoga verdeutlicht.

Erneut bangen rund 66 Prozent der Gastronomen nach den wirtschaftlich herausfordernden Pandemiejahren um ihre Existenz – das geht aus einer Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga Bundesverband) hervor, die Ende September bis Anfang Oktober unter 3.850 gastgewerblichen Betrieben durchgeführt wurde. Die Branche erlebe „eine beispiellose Kostenexplosion bei Energie, Lebensmitteln und Personal“, fasst der Bundesverband die Umfrageergebnisse zusammen. Laut den Angaben der befragten Teilnehmer wachsen die Energiekosten ab Oktober 2022 um durchschnittlich 55 Prozent, ab Januar 2023 um 96 Prozent. Sieben Prozent der Befragten vermeldeten bereits für September Kostenerhöhungen von über 200 Prozent und mehr. Fast jeder dritte Betrieb (29,6%) befürchtet laut Dehoga daher, im Jahr 2022 in die Verlustzone zu geraten. Für 2023 gibt das mehr als jeder zweite Betrieb (53,5%) an.

Energiekosten belasten besonders

Für 92,3 Prozent der Betriebe stellten die extremen Energiekostensprünge die größte aktuelle Herausforderung dar, berichtet der Bundesverband. Auch die in die Höhe schnellenden Preise für Lebensmittel und Getränke mit einem Plus im September von 26 Prozent beziehungsweise 17 Prozent gegenüber Vorjahresmonat, verschärften die Situation im Gastgewerbe weiter – ebenso wie die Kosten für Personal, die im September um 19 Prozent höher lagen als im Vorjahresmonat. Jedoch könnten die „exorbitanten Kostensteigerungen“ nur teilweise über Preissteigerungen an die Gäste weitergegeben werden, wertet der Bundesverband die Umfrageergebnisse aus.

Hinzu kommt, dass die Hotel- und Gastronomiebranche mit einem Minus von sieben Prozent im September immer noch deutlich unter dem Vorkrisenniveau im September 2019 lag. Für den Zeitraum von Januar bis September meldet die Branche ein Umsatzminus von zehn Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019. Damit droht 2022 nach den gravierenden wirtschaftlichen Einbußen der beiden letzten Pandemiejahre zum dritten Verlustjahr in Folge zu werden.

Insolvenzen verhindern

Dehoga-Präsident Guido Zöllick fordert daher im Hinblick auf die von der Politik angekündigten Entlastungsmaßnahmen und Energiesicherheit mehr Tempo: „Jetzt kommt es auf die schnelle und konkrete Umsetzung der Energiepreisbremse an.“ Viele Fragen seien diesbezüglich aber noch offen. Gleiches gelte laut Zöllick für die in Aussicht gestellten Härtefallhilfen. Ziel müsse sein, Betriebsaufgaben und Insolvenzen zu verhindern, ergänzt der Dehoga-Präsident und betont: „Wir benötigen jetzt Klarheit, wann und wie der Abwehrschirm kommt.“ Er appelliert zudem an die Bundesregierung, alles dafür zu unternehmen, um das Angebot sicherer Energiequellen in Deutschland auszubauen. Die Gewährleistung der Energieversorgung und die schnellstmögliche Umsetzung der Energiepreisbremse müsse nun oberste Priorität haben, erklärt Guido Zöllick.