Julia Breil

04 November, 2022

Rügenwalder Mühle / Mirai Foods: Kultivierte Fleisch-Kooperation

Für die Entwicklung eines neuen, hybriden Fleischprodukts aus pflanzlichen Proteinen und kultiviertem Rinderfett ist Rügenwalder Mühle eine Kooperation mit dem Schweizer Start-up Mirai Foods eingegangen. Dieses hat Technologien entwickelt, um hochwertiges Muskelgewebe und Fett mit Hilfe von Bioreaktoren herzustellen.

„Kultiviertes Fleisch ist einer der größten Hebel für nachhaltigen Fleischkonsum, weil die Nachteile der konventionellen Fleischgewinnung wie gebundene Ackerfläche, Wasserverbrauch und CO2-Emmissionen signifikant reduziert werden“, ist Patrick Bühr, Head of Research and Development bei der Rügenwalder Mühle, überzeugt. Auch müsse kein Tier mehr für kultiviertes Fleisch sterben, da tierische Proteine und Fettzellen außerhalb des lebenden Tieres gezüchtet werden. Aus diesen Gründen hat sich der Fleisch- und Wurstwaren Hersteller Rügenwalder Mühle für die Entwicklung eines der ersten hybriden Fleischprodukte in Deutschland entschieden.

Mit gutem Gewissen genießen

Entwickelt wird das neue, hybride Fleischprodukt in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Start-up Mirai Foods, das zu den führenden Cultivated Meat-Firmen in Europa gehört. Das Unternehmen hat sich auf Rindfleisch spezialisiert, das ausschließlich aus natürlich vorkommenden Zellen produziert wird. Dafür lässt das Start-up Muskel- und Fettgewebe in Kultivatoren heranwachsen, ohne dass ein Rind dafür getötet werden muss.

Bisher meist in veganen und vegetarischen Fleischalternativen verwendetes Kokosfett kann so durch tierisches, kultiviertes Fett ersetzt werden, was den Geschmack des Produkts weiter verbessern soll, heben die Partner hervor. „Es ist das Fett in einem Burger, das den unverwechselbaren Geschmack nach gegrilltem Fleisch entwickelt. Dieser Geschmack ist mit pflanzlichen Fettalternativen bis heute nicht nachzustellen“, betont Patrick Bühr.

Für Flexitarier und Fleischliebhaber

Zielgruppe für das Produkt sind Flexitarier – also Menschen, die ihren Fleischkonsum bewusst reduzieren – und Fleischliebhaber, die Wert auf nachhaltig produziertes Fleisch legen. Entscheidend bei der Produktentwicklung sei dafür, dass das kultivierte Rinderfett komplett frei von Fetal bovine Serum (FBS), also sogenanntem Kälberserum, ist, teilt Rügenwalder Mühle mit.

„Durch die Zusammenarbeit mit Mirai erweitern wir unsere große vegane Protein-Kompetenz um die rund um kultiviertes Fleisch. Mit einem Produkt aus pflanzlichem Protein, das durch kultiviertes tierisches Fett angereichert wird, schließen wir geschmacklich die ‚letzte Meile‘ und verteidigen weiter unseren Anspruch, den Ernährungswandel mitzugestalten und ‚open for innovation‘ zu sein,“ erklärt Patrick Bühr weiter. Bis das Produkt auf den Markt kommen kann, sind jedoch noch einige Herausforderungen zu meistern: So müssten für die Marktzulassung in Deutschland und der EU noch die notwendigen Zulassungen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, räumt Brühl ein. Er sagt: „Wir rechnen daher damit, dass unser Produkt frühestens 2025 auf den Markt kommen wird, wollen aber bereits heute mit der Entwicklung starten, damit wir bei einer Zulassung sofort handlungsfähig sind.“