Ralf Lang

05 November, 2023

FCSI Convention 2023: „Alles ist im Wandel“

Erneut verband der FCSI Deutschland-Österreich die jährliche Mitgliederversammlung mit einer anspruchsvollen Konferenz, bei der die Zukunftsthemen der Branche mit Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen diskutiert wurden.

Zu einem beeindruckenden Event im Clärchens Ballhaus lud der FCSI Deutschland-Österreich die Mitglieder im Oktober nach Berlin. Rund 140 Teilnehmer folgten der Einladung, die das Motto trug: „Eine verrückte Welt in einer verrückten Stadt” – und das Versprechen wurde mit einem Fachkongress, einem „World Café”-Projektworkshop und besonderen Abendveranstaltungen auf vielfältige Weise eingelöst. Netzwerken fand tagsüber in kommunikativen Pausen, beispielsweise abends in der aus der Serie Babylon Berlin bekannten Bar Tausend sowie im Käfer Dachgarten-Restaurant im Reichstag.

Endlose Spielwiese

Beim „FSCI-Stammtisch – Special Edition Berlin” versammelte der Beraterverband Experten aus den Bereichen New Work, Gaming/E-Sports und Metaverse auf der Bühne, außerdem die Macher der gastronomischen Erfolgskonzepte Frea, Jasmin Suchy und Goldies, Vladislav Gachyn, sowie Markenstratege Maximilian Schulz. Sie analysierten in Keynotes, Interviews und Panels die Botschaften, die vor allem die junge Generation immer nachdrücklicher an die Hospitality sendet: Mehr Mensch, mehr Community, mehr Kommunikation und Nachhaltigkeit seien die Schlüssel für künftige Erfolge.

„Die Menschen gehen dorthin, wo sie ihre Freunde treffen und es ein Gefühl der Gemeinschaft gibt“, erklärte zum Beispiel Charles Neuner, Teil des „Team Metaverse Technologies“ bei PwC London den Zuhörern, um die für viele noch unbekannte Welt zu erläutern. Die Art, wie man im Metaverse vielfältige Erfahrungen machen könne, fasziniere die Community, sagte Neuer und ergänzte: „Die Bandbreite der Möglichkeiten ist einfach exponentiell größer als in der analogen Welt: eine endlose Spielwiese, auf der man unterschiedlichste Dinge mit anderen Menschen erleben kann, ohne den Schreibtisch zu verlassen. Diese Verschmelzung der Welten ist das wirklich Spannende – auch für die Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen.“

Mut wird belohnt

Henning Semrau unterstützt mit seiner Berliner Agentur „Instinct 3“ Unternehmen beim Influencer-Marketing in der Gaming-Szene. Er berichtete, wie das von ihm mitgegründete E-Sports-Team Eintracht Spandau nicht nur mit sportlicher Leistung, sondern auch mit zielgruppengerechtem Storytelling eine wachsende Fan-Gemeinde analog und digital begeistert: „Bei E-Sports-Events füllen bis zu 70.000 junge Leute ein Stadion, die den Teams beim Counter-Strike-Spielen zusehen“, nannte Semrau ein Beispiel für erfolgreiche Markenaktivierung in diesem Umfeld. Der Spieleexperte fügte ein Beispiel hinzu, wie auch etablierte Dienstleister davon profitieren: „Unser Kunde DHL positioniert sich hier als internationaler Logistikpartner, indem Paketboten Codes für virtuell gekaufte Produkte an die Kunden ausliefern. Das ist mutig für ein eher konservatives Unternehmen, trifft den Nerv der Zielgruppe und wird mit viel positivem Feedback belohnt: Die Community bedankt sich buchstäblich bei den Werbetreibenden dafür, dass sie über E-Sports aktiv sind. Wo gibt es das sonst?“

Eine solche Begeisterung auch bei Mitarbeitern auszulösen, ist ein Herzensanliegen für Nora Fleischhut. Die Expertin für New-Work und Design-Thinking mahnte ein „neues Mindset“ an, bei dem der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen. So erläuterte Fleischhut: „Arbeit ist heute für die wenigsten Menschen etwas, das sie wirklich erfüllt und ihnen Energie gibt. Wir müssen Arbeit deshalb neu denken, damit wir am Abend aufrechter und gestärkter nach Hause gehen als wir am Morgen gekommen sind.“ Alle drei Speaker waren sich einig, dass es darum gehe, Brücken zwischen den Welten zu bauen, durch mehr Austausch zwischen den Interessen, Neugierde zu wecken und die Zukunft zu gestalten. Die Gastronomie sei der geeignete Ort, Menschen zusammenzubringen und gemeinsame Erlebnisse zu ermöglichen.

Botschaften verbreiten sich digital

Am Nachmittag beeindruckten zwei junge Gastro-Unternehmer das Publikum mit ihrem Unternehmergeist. Jasmin Suchy führt mit dem veganen Zero-Waste-Konzept Frea eines der nachhaltigsten Restaurants in Deutschland. Vladislav Gachyn verließ das Drei-Sterne-Restaurant Aqua, um Berlins einzigartige Pommesbude Goldies zu eröffnen. Authentizität und Transparenz gehören für beide zu ihrem Erfolgsrezept: „Wenn du über etwas sprichst, musst du es auch leben, ohne klischeehaft zu sein”, unterstrich Suchy den Anspruch, der gerade für Nachhaltigkeitsthemen heute mehr denn je gilt. „Ich muss mich damit identifizieren, was ich tue. So kann ich die Message am besten transportieren.“ Die Außendarstellung via Social Media sei heutzutage unverzichtbar, ganz im Gegensatz zu Außenwerbung am Geschäft: „Das ist nicht mehr notwendig, wenn sich die Botschaft über das, was und wie wir es tun, über Netzwerke wie Instagram und Youtube verbreitet.“

Emotionalisierung über Storytelling

Unverzichtbar für nachhaltigen Erfolg ist hingegen ein kompromissloser Qualitätsfokus, wie ihn Vladislav Gachyn formuliert: „Wir wollen schlechtes Essen gut machen.“ Mit seinem Partner Kajo Hiesl ist er angetreten, ihre Erfahrungen aus der Sterneküche auf einfache Gerichte zu übertragen. Das gelingt so gut, dass vor seinen aktuell drei Goldies-Imbissen regelmäßig 40 bis 60 Menschen Schlange stehen, um einen der berühmten „Smashburger“ in den Händen zu halten. „Wir machen einfach jeden McDonald’s-Burger nach, nur in besser. Unser Ziel? Einen Fußabdruck in der Popkultur hinterlassen.“

Branding- und Kommunikationsexperte Max Schulz, Inhaber der Agentur Easton Hunter, ergänzte seine Erfahrungen als Schöpfer innovativer Barkonzepte und Storytelling-Events: „Es geht darum, Atmosphären zu schaffen, in denen sich Menschen wohlfühlen, um darin die passenden Produkte zu präsentieren. Jedes Produkt braucht eine wahrhafte Erzählung, die seine Grundwerte aufgreift und beim Konsumenten Gefühle auslöst. Emotionalisierung funktioniert nur über gute Geschichten.“ Auch Bars arbeiteten zunehmend mit nachhaltigen Methoden, die bei Konzept-, Küchen- und Barplanung deshalb von Anfang an mitgedacht werden müssten, sagte der Experte.

Ausflugsprogramm

Abgerundet wurde das Convention-Programm von Ausflügen in die Berliner Gastronomie, darunter die legendäre Bar Tausend und das Käfer Dachgartenrestaurant. Als besonderes Highlight bildeten ein Frühstück im „Kaisersaal” des ehemaligen Esplanade-Hotels, heute Teil des Restaurants Frederick’s, und ein Besuch im „Manifesto Market“ den gelungenen Abschluss.

FCSI-Präsident Frank Wagner ist mehr als zufrieden mit der Convention 2023: „Die Veranstaltung war locker, abwechslungsreich und gut besucht. Es war wunderbar, so viele Menschen zu treffen und sich über die Zukunft auszutauschen. Die wichtigste Botschaft der Konferenz ist, dass alles im Wandel ist, dass es immer weitergeht und dass es für Essen und Trinken glücklicherweise immer noch keinen digitalen Ersatz gibt. Man muss dafür proaktiv an Orte gehen und diese wollen wir als FCSI Deutschland-Österreich auch in Zukunft mitgestalten.“

rl